Der Gedanke überfiel mich an einem unauffälligen Mittwochmorgen. Ich war gerade dabei, schnell das Bad zu putzen. In der Küche brodelte irgendwas, die Waschmaschine sprudelte ihr liebenswertes Hintergrundrauschen. Der Kleine schlief, meine Töchter waren in ein Rollenspiel vertieft und wieherten einander an.

Mein Blick fiel in den noch ungeputzten Spiegel. Und da sah ich sie: Die Hausfrau. Ungeschminkt, leicht gestresst, mit einer Frisur, für deren Erstellung weder Kamm noch Spiegel erforderlich gewesen waren. Die neonpinken Latexhandschuhe waren eindeutig das feinste Kleidungsstück, das sie trug. Fast hätte ich sie nicht erkannt. Dann schoss es mir durch den Kopf: DAS BIN JA ICH! Ich. Die Hausfrau. Wie war es dazu gekommen?

Eine Hausfrau, so will es das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, ist eine Frau, die unentgeltlich den eigenen Haushalt führt und die eigene Familie versorgt.[1] So wie ich jetzt gerade. Das war natürlich nicht immer so. Im Gegenteil: Man könnte meinen, ich hätte allerhand unternommen, um nicht „so“ zu enden. Studiert. Mich qualifiziert. Gereist, im Ausland gelebt. Mich kulturell auf dem Laufenden gehalten. In einer schnieken Werbeagentur gearbeitet. Nichtsdestotrotz stand eben diese Frau jetzt putzend in meinem keimigen Badezimmer.

Eine Hausfrau ist eine Frau, die unentgeltlich den eigenen Haushalt führt und die eiene Familie versorgt. So wie ich jetzt gerade.

https://www.dwds.de/wb/Hausfra

HILFE! Ich liebe meine Familie. Und meinen Job.

Seit der Geburt meiner ersten Tochter 2013 balanciere ich zwischen Mama-Dasein und dem Rest des Lebens. Ich habe alle möglichen Teilzeitmodelle ausprobiert (unbefriedigend und stressig, aber dazu an anderer Stelle mehr), zwischendurch zwei weitere Elternzeiten nach den Geburten meiner Kinder 2017 und 2020 eingelegt. Coronazeit, drei Kinder und ein Mann, der seine Arbeit liebt und deutlich mehr verdient als ich es je habe – es ist nicht schwer zu erraten, wie es zum Status quo gekommen ist.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin mit meinem Mama-Dasein nicht unglücklich. Ich habe mich bewusstentschieden, drei Kinder zu bekommen – und sie nicht ganztags in der Kita betreuen zu lassen. Außerdem ermöglicht mir das Leben zuhause kleine Freiräume für meine Hobbies. Aber.

„Mann: Vollzeit. Frau: gestresstes Doppelleben“ – muss das so?

Baby liegt neben Arbeitsblatt

Ich liebe auch meinen Job. Als PR-Beraterin habe ich mich in verschiedenste Themen eingearbeitet, konzipiert, geschrieben, bin gereist und habe viele viele Interviews geführt. Manchmal frage ich mich, warum es so selbstverständlich war, dass ich (und nicht mein Partner) beruflich aussteige. Ich frage mich, ob es nicht Alternativen zum „klassischen“ deutschen Modell gibt, in dem der Mann (in Vollzeit) arbeitet und die Frau ein abgehetztes Doppelleben zwischen Teilzeitjob und Hausfrauendasein führt.

Mir fehlen die Vorbilder, die dieses Unterfangen erfolgreich leben.

Mein Blog: Eine Suche

Ich habe mir vorgenommen, ein Jahr lang bloggende (und nur geringfügig jobbende) Hausfrau zu sein. Und Antworten zu suchen, darauf, wie Mamasein heute funktionieren kann – ohne völlig erschöpft zu sein, ohne auf meinen Beruf völlig zu verzichten, ohne unzufrieden zu werden. Ein Leben, in dem genug Raum für Schönes bleibt, und zwar jetzt, nicht erst, wenn ich Rentnerin bin (äääh… welche Rente eigentlich?!)! Ich werde mit vielen verschiedenen Menschen sprechen, um ihre Erfahrungen und Modelle vorzustellen. Und dann sehen wir weiter. Ich freue mich, wenn du mich ein Stück begleitest!


[1] https://www.dwds.de/wb/Hausfrau

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