Astrid Schäufele hatte ein kleines Problem. Sie brauchte 45.000 Euro, möglichst noch vor Weihnachten. Sie räkelte sich, legte den Kopf erst in Richtung der einen, dann der anderen Schulter. Frustriert über das unsagbar langsame W-Lan der Nachbarn schloss sie den Laptop. 45.000 Euro. Vielleicht, wenn sie ein Schnäppchen machte, etwas weniger. Nicht unter 40.000. Kamera. Mikrofone. Laptop. Mischpult. Server. Scheinwerfer mit Aufhängung. Rückwand, vielleicht sogar ein Greenscreen? Dann noch die entsprechende Versicherung. Die Website musste auch neu gemacht werden. Und schließlich die Schulung für Hauke, den Hausmeister, der das Ganze bedienen sollte.
Der Schein des viel zu hoch gehängten Akku-Baustrahlers reichte kaum bis zu ihrem Sitzplatz am Fenster. Es klopfte. Es klopfte? Ja, es klopfte, weil die Klingel kaputt war, gegrillt, genau wie die gesamte restliche Technik der Kirche. Keine Tonschleife für die Hörgeräte der Senioren. Kein W-Lan. Keine Gebläse, mit dem sich die Gottesdienstbesucher ihre Hände trocknen und wärmen konnten (und mit dem sich Astrid gelegentlich die Haare föhnte). Während Astrid innerlich darüber fluchte, dass die Leute immer nachts sterben mussten, stöckelt sie die Wendeltreppe herunter zur gräulichen Eichentür, gegen die jetzt jemand mit den Fäusten zu wummern schien.
„Och Helene, na des ist ja nett!“ „Die Klingel geht nicht“, sagte Helene, etwas beschämt über ihren lautstarten Auftritt. „Ich weiß. Die gesamte IT ist zerstört, alles bei dem tragischen Brand im Technikraum vernichtet…Der ideelle, aber auch der finanzielle Schaden sind kaum zu ermessen. Auslöser war wohl ein Kurzschluss.“ Astrid schien die Geschichte schon für die morgige Predigt geprobt zu haben.
Astrid schien die Geschichte schon für die morgige Predigt geprobt zu haben.
„Ich hab‘ was für dich.“ Helene streckte ihr den Zettel entgegen, Astrid nahm ihn. „Na, was habt ihr euch Schönes ausgesucht?“ „Fast alles.“ Helene lächelte. „Jetzt, wo Arno in Pension ist, haben wir ja Zeit. Und natürlich unterstützen wir diesen guten Zweck. Beeindruckend, dass du so viele Referenten gewinnen konntest!“
Astrid lachte unwohl. „Ja genau… der Herr gibt’s den Seinen im Schlaf, gelle?“
„Arno und ich haben noch ein anderes Angebot.“ Helene trat ein und setzte sich auf die harte Kirchenbank.
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